Galerieporträt Plan B / Gallery Weekend Berlin Journal

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Zweifellos erfordert Galeriearbeit viel Planung und Vorausschau. In der Realität kommt dann aber doch schnell alles anders – nicht erst seit Ausbruch von Covid-19. Mihaela Lutea von der Galerie Plan B kann dem Zufall, der dabei oft zum entscheidenden Faktor wird, durchaus viel Positives abgewinnen: „Das, was wir machen ist eigentlich ein Abenteuer. Das ist das Spannende daran – in der Galerie weiß man nie so ganz, was daraus wird.“ Lutea meint damit die Ausstellungen, die in Zusammenarbeit mit den Künstlerinnen und Künstlern entstehen, aber auch das Unternehmen Galerie an sich.

Das Abenteuer namens Plan B begann im Jahr 2005 im rumänischen Cluj. Cluj, gelegen im Nordwesten des Landes, in der Region Transsilvanien hatte sich da bereits zum Nährboden für eine Generation rumänischer Künstlerinnen und Künstler entwickelt, die kurze Zeit später vor allem, aber nicht nur im Genre der Malerei auf dem internationalen Kunstmarkt reüssieren sollten: Adrian Ghenie ist hier zu nennen, Victor Man, Ciprian Muresan, Serban Savu und weitere mehr. Was ihnen damals, als sie sich in ihrer Heimatstadt wiedertrafen, noch fehlte, war ein Ort, um ihre Kunst zu zeigen.

Mihai Pop, der noch heute die Galerie gemeinsam mit Lutea leitet, tat sich, nach einem Impuls von Victor Man, mit Ghenie zusammen, um daran etwas zu ändern. Sie gründeten Plan B als Produzentengalerie – und das zu einem „historisch gesehen guten Moment“, wie Lutea es bezeichnet. Das Interesse an Kunst aus Osteuropa war da, doch es gab nur wenige Galerien, die solche vertraten. Und so ging alles ganz schnell: Noch nicht mal ein Jahr nach Gründung nahm Plan B an ihrer ersten Messe teil, der Viennafair. Ein paar Monate später folgten die New Yorker Armory Show und die Liste Basel.

Nächster Schritt sollte ein zweiter Standort in einer europäischen Stadt mit aktiver Kunstszene werden. „Infrage kam damals eigentlich nur Berlin“, sagt Lutea. Sie selbst stieg in Berlin mit ein. Lutea war noch Studentin an der UdK, als sie Pop in Venedig kennenlernte, und als Plan B 2008 an der Heidestraße, wo sich Ende der 00er Jahre eine ganze Reihe von Galerien und Projekträumen angesiedelt hatte, die ersten Berliner Räume eröffnete, schon gleich in leitender Position mit dabei.

Bald schon kristallisierte sich ein zweiter Schwerpunkt heraus, der heute vor allem in Cluj im Fokus steht: die Erforschung und Bewahrung der rumänischen Kunstgeschichte der vergangenen 60 Jahre. Horia Damian (1922-2012) ist beispielsweise eine der historischen Positionen, um deren Nachlass sich die Galerie kümmert und mit dessen kosmischen, spirituell aufgeladenen bildhauerischem Werk von oft monumentaler Dimension das internationale Publikum dank Plan B nähere Bekanntschaft machen konnte. Auf eindrucksvolle Weise: Für die Art Basel Unlimited rekonstruierten sie eine zwölf Meter lange Skulptur aus dem Jahr 1972. Wie ein lebendiges Archiv fühle sich Kunstgeschichte bei solchen Projekten an, betont Lutea.

Noch heute hat der Großteil der vertretenen Künstlerinnen und Künstler rumänische Wurzeln, doch nicht nur. Plan B möchte in Bewegung bleiben, denn: „Als Galerie verhandelt man sein Programm immer wieder neu, zwischen alten und neuen Realitäten.“

Beate SchederGWB