Galerieportrait Dittrich & Schlechtriem / Gallery Weekend Berlin Journal

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Auf die Frage, was die Künstlerinnen und Künstler der Galerie Dittrich & Schlechtriem miteinander verbinde, hat André Schlechtriem eine erstaunliche Antwort parat: Alle seien sie Außenseiter. Personen, die wegen ihrer Art oder ihrem Zugang zur Kunst schon aus ihrer Klasse an der Akademie herausstachen, so wie das etwa bei Julian Charrière, aber auch bei Andreas Greiner der Fall war. Beide haben bei Olafur Eliasson studiert. Der eine war der jüngste, der andere der älteste in der Klasse. Beide hatten bei Dittrich & Schlechtriem ihre erste Einzelausstellung in einer Galerie.

„Horizons“ hieß die von Charrière. Zu sehen waren Fotografien, die wie Aufnahmen majestätischer Berggipfel anmuten, aber tatsächlich kleine Landschaftsmodelle zeigen, die der Künstler auf Berliner Baustellen gebaut hat. Die Schau gab auch für die Galerie die Richtung vor; mit ihr öffnete sie die Türen.

Im September 2011 war das, in der Tucholskystraße, am ersten Standort der Galerie, wo Lars Dittrich, Schlechtriems Geschäftspartner zuvor seine Pool Gallery hatte. Auch für Schlechtriem war es kein Debüt: Seine erste Galerie hatte er 2006 in New York eröffnet – als 27-Jähriger. Zwei Jahre später brach die Finanzkrise aus, auch Schlechtriem scheiterte. „Das war überhaupt nicht durchdacht, was ich in New York gemacht habe“, sagt er heute, „ deshalb ist es auch voll in die Hose gegangen“. Er spricht von Hybris und Ideen, die nicht aufgingen. Erst zog er zeitweise, dann ganz nach Berlin, wo er gemeinsam mit seinem Bruder unter „Schlechtriem Brothers“ firmierte, bis das Angebot von Dittrich kam, mit ihm den Neuanfang zu wagen.

Sich damals mit einem jungen Künstler wie Charrière vorzustellen, nennt er ein Experiment. „Ich wusste aber schon, dass es gut war und ich nur noch die Leute mit meiner Begeisterung anstecken musste“, sagt Schlechtriem. Das Experiment glückte, für Charrière wie für die Galerie. Nach zehn Jahren sei nun eine Phase erreicht, wo die Arbeit Früchte trage. Ein zweiter Standort, in Köln soll bald dazukommen, aber erst, wenn wieder ein großes Fest möglich ist.

Ihren eigenen Weg ging die Galerie auch im Coronajahr 2020. Mit der Reihe „Berliner Luft“ machte sie da von sich reden: Als alle mit virtuellen Showrooms aufzutrumpfen versuchten, eröffneten Dittrich & Schlechtriem jede Woche eine neue kleine Schau, die nur vor Ort und nicht digital zu sehen war. Überhaupt das Analoge. Was Dittrich & Schlechtriem auch auszeichnet, ist, dass zu jeder Ausstellung ein Katalog erscheint, um damit die Leute zu erreichen, die lieber etwas in der Hand halten, als sich durch Websites zu klicken. Offenheit für unterschiedliche Zielgruppen sei ihm wichtig, betont Schlechtriem, er wolle niemanden abschrecken, vorbeizukommen.

Doch bei aller Liebe zum Publikum: Eigentlich, sagt Schlechtriem dann noch, mache er die Galerie nur für sich selbst. „Solange es mich interessiert, ist alles gut. Wenn sich dann aber jemand anderes auch begeistert, freut es mich total.“

Beate SchederGWB