Galerieportrait BQ / Gallery Weekend Berlin Journal

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Wenn sich die Qualität einer Galerie auch daran misst, wie dauerhaft das Verhältnis zu den Künstlerinnen und Künstlern ist, dann machen Jörn Bötnagel und Yvonne Quirmbach von BQ einiges richtig. Bestes Beispiel Dirk Bell: Kennengelernt hat das Galeristenpaar den Künstler Mitte der 1990er Jahre. Für eine Ausstellung in der Monika Sprüth Galerie suchte Jörn Bötnagel damals an Kunstakademien nach jungen Malerinnen und Malern und traf Dirk Bell in Braunschweig. „‚Wenn wir irgendwann selbst etwas machen, dann ist die erste Ausstellung auf jeden Fall mit Dirk’, haben wir damals gedacht“.So erzählt Jörn Bötnagel es heute.

Etwas gemacht haben sie da aber eigentlich schon. Im Jahr 1995 ging es in Köln los, noch nicht unter dem Namen BQ, sondern als Jörn Bötnagel Projekte. Yvonne Quirmbach studierte noch Grafikdesign, Jörn Bötnagel hatte gerade einen Job in der Galerie von Monika Sprüth angetreten. Vier solcher temporären Projekte gab es bis 1997. 1998 wurde dann im Hinterhof der Sprüth Galerie ein kleiner Raum, das Pförtnerhäuschen frei. Der Projektraum BQ zog ein. Die erste Ausstellung war eine Kooperation von Matti Braun und Heike Beyer – danach war tatsächlich Dirk Bell an der Reihe, gemeinsam mit Friedrich Kunath, gefolgt von Richard Wright und Bojan Sarcevic. Bis auf Kunath sind alle von ihnen noch heute bei BQ. „Wir haben damals angefangen, uns neugierig umzuschauen. Die Idee eine Galerie zu machen, hatten wir noch nicht.“

Mit dem Umschauen meinen sie die Auswahl der künstlerischen Positionen, die bei ihnen auch heute noch mehr intuitiv als strategisch erfolgt. „Neben der Arbeit interessieren wir uns für die Persönlichkeiten der Künstlerinnen und Künstler und denken nicht im ersten Moment an unser Galerie-Programm oder daran, bestimmte Positionen abdecken zu wollen.“

Nach dem Jahrtausendwechsel nahm die Geschichte Fahrt auf. Im Jahr 2000 nahmen BQ erstmals an einer Messe teil, der Art Cologne. 2002 eröffneten sie in einem kleinen Ladenlokal in der Jülicher Straße in Köln ihre ersten Galerieräume. Ein Jahr später lud auch die Art Basel BQ ein. Sie nutzten die Chance, die ihnen die Messen boten auf ihre Weise: Mit „großen Einzelausstellungen“. Die Stände hatten nämlich oft mehr Quadratmeter als ihre Galerie.

Die befindet sich seit 2009 in Berlin und seit 2011 am Rosa-Luxemburg-Platz. Mit der Auswahl des Ortes hatten sie sich nach dem Umzug Zeit gelassen, die neue Stadt zunächst als nomadische Galerie durchwandert. Inzwischen ergänzt noch der Projektraum QBBQ’s, der sich nur ein paar Schritte entfernt auf der Rosa-Luxemburg-Straße befindet, die Haupträume.

Überhaupt ist die tägliche Arbeit in der Galerie für BQ von entscheidender Bedeutung, als sozialer Ort und als Werkstatt, in der Ideen ihrer Künstlerinnen und Künstler in die Tat umgesetzt werden. Viele von denen hatten dort ihre erste Ausstellung noch während des Studiums. Bei Raphaela Vogel war das beispielsweise so oder bei Leda Bourgogne. Auch der jüngste Neuzugang der Galerie, Mara Wohnhaas, deren kryptische Posts auf Instagram erste Neugierde geweckt hatten, ist momentan noch an der Akademie. “Wir finden es am besten, wenn man einen langen Weg von Anfang an zusammengeht.” Euphorie würde dieser Austausch mit den Künstlerinnen und Künstlern auslösen und die wiederum sei der Motor für das tägliche Arbeiten.

Beate SchederGWB