Galerieporträt Alexander Levy / Gallery Weekend Journal

Erschienen im Gallery Weekend Journal am 18. Juni 2021 – online

Mit einer kleinen Seramis-Kugel fing alles an. Felix Kiessling hatte diese in den größten Raum der Galerie gehängt, so angestrahlt und mit Sound unterlegt, dass sie wirkte, als handle es sich um den Mond. Es war die erste Einzelausstellung des Eliasson-Schülers, organisiert von Alexander Levy, der damals, im Sommer 2010, noch die Berliner Dependance der Hamburger Galerie seines Vaters Thomas Levy leitete. Anstatt den August über zu schließen, nutzte Levy die Zeit und den Raum, um ein erstes eigenes Projekt mit einem jungen Künstler zu verwirklichen – und fand Gefallen daran. Knapp anderthalb Jahre später schraubte er das Schild der Levy Galerie in der Rudi-Dutschke-Straße ab und eines mit seinem Namen an: Alexander Levy.

Gleich die erste Ausstellung der neu gegründeten Galerie im Januar 2012 schlug ein, wortwörtlich. Levy zeigte Julius von Bismarck und dessen Serie „Punishment“: Fotografien und Videos, die den Künstler dabei zeigen wie er – in Manier eines Xerxes – auf Meere und Berge einpeitschte. Große Fehler scheinen ihnen nicht unterlaufen zu sein. „Wahnsinnig gut“ kam die Schau an, beim Publikum wie bei der Presse.

Kiessling und von Bismarck sind noch heute im Programm von Alexander Levy und eindrückliche Beispiele dafür, was dieses ausmacht: kaum Malerei – von der hätte er ohnehin keine Ahnung, wie Levy freimütig zugibt – stattdessen häufig ein konzeptueller Bezug zu Landschaft und Natur. Auffällig viele der Künstlerinnen und Künstler der Galerie beschäftigen sich mit dem Umgang mit der Natur oder sie nutzen die Natur als Symbolik, um andere Themen anzusprechen. Politische beispielsweise, wie das Ella Littwitz tut. Die israelische Künstlerin goss für ihre zweite Einzelausstellung in der Galerie zum Gallery Weekend 2021 unter anderem eine Meerzwiebel aus Bronze. Es handelt sich um eine weiß blühende Heilpflanze, die für Tiere ungenießbar ist und deshalb – unter anderem an der von Littwitz untersuchten Grenze zwischen Israel und Jordanien – zum Markieren von Territorien benutzt wurde. Levy beschreibt solche Objekte als „Geschichtenerzähler, repräsentativ für größere Ideen und aktuelle Diskurse“.

Tatsächlich haben viele Arbeiten, die in den Ausstellungen der Galerie zu sehen sind, bereits einiges erlebt. Ein essenzieller Teil der Galerie sei es, Künstlerinnen und Künstlern Expeditionen zu ermöglichen, größere Projekte, die über einen längeren Zeitraum irgendwo auf der Welt passieren und deren Ergebnisse dann im Anschluss in den Räumen in Berlin ausgestellt werden. Da werden etwa Grenzen tauchend unterwandert (Mischa Leinkauf), White Cubes in die Natur gestellt (Fabian Knecht) oder Geowissenschaftler*innen bei ihrer Arbeit begleitet (für die kommende Ausstellung im Herbst von der Künstlerin Su Yu Hsin). Auch Sammlerinnen und Sammler haben an den Projekten ihren Anteil, unterstützen diese teilweise schon im Voraus.

Freigeschwommen hat sich Levy auf diese Weise mit seinem eigenen Programm schon längst. Seit 2019 ist Lydia Ahrens zusätzliche Geschäftsführerin und die Familientradition wird parallel fortgesetzt. Der nächste große Schritt wird sein, dass Ahrens und Levy beide Galerien in Berlin zusammenzuführen, mit getrennten Räumen, aber unter einem Dach.

Beate SchederGWB