Galerieporträt Klosterfelde Edition / Gallery Weekend Journal

Erschienen im Gallery Weekend Journal am 3. Juli 2021 – online

Nicht lange überlegen muss Alfons Klosterfelde, was das Spannende an der Kunstform ist, auf die sich seine Galerie spezialisiert hat: „der demokratische Gedanke“. Immer noch und umso mehr, sei dieser was eine Edition ausmache. Um Verfügbarkeit und Erschwinglichkeit gehe es dabei bei denjenigen, die sich Ausstellungen ansehen, eine Arbeit kaufen oder Editionen sammeln. Für die Künstlerinnen und Künstler bedeuteten Kunstwerke, die in kleiner oder auch größerer Auflage erscheinen, wiederum ein Mehr an Sichtbarkeit, eine weitere Verbreitung ihrer Werke und Gedanken – „nicht nur an einem, sondern an ganz vielen Orten“.

Für diejenigen, die ihre Editionen bei Klosterfelde Edition herausbringen, ist einer davon noch dazu ein besonders schöner: Seit dem Jahr 2010 ist die Galerie auf der Potsdamer Straße in einer ehemaligen Schreibwarenhandlung mit herrlichen hölzernen Einbauschränken untergebracht, angefertigt ursprünglich für die unterschiedlichen Papierwaren des Geschäfts, bestens geeignet aber auch für die Editionen, die es heute bei Klosterfelde zu erwerben gibt.

Lediglich einen kleinen Teil der Einbauten habe der Vermieter damals herausgeräumt und eingelagert, erzählt Alfons Klosterfelde, der seit 2011 die Geschicke der Galerie leitet: „Damit wir ein bisschen weiße Wand haben“. Für Künstlerinnen und Künstler sei der Eigencharakter der Räume oft sehr inspirierend.

Wie auch die Zusammenarbeit zwischen denen und der Galerie: Einen weiteren Vorzug sieht Klosterfelde bei Editionen nämlich darin, als Galerie beim Produzieren früher und um ein Vielfaches mehr involviert zu sein. „Da findet ein Austausch statt, der ist meistens sehr fruchtbar.“ Und dauerhaft noch dazu: Mit vielen ihrer Künstlerinnen und Künstler, arbeitet die Galerie schon Jahrzehnte zusammen. Rirkrit Tiravanija ist so einer. 1993 begann die Zusammenarbeit, die jüngste gemeinsame Ausstellung war zum Gallery Weekend 2021: „Go For The Good Spirit“, bestehend aus einem bedruckten Emailleschild und Anleitungen, die Klosterfelde als „eine Liste von Anregungen oder Interventionen, um den Ausstellungsraum energetisch und spirituell zu optimieren“ beschreibt.

Gegründet wurde die Galerie von Klosterfeldes Mutter Helga Maria Klosterfelde im Jahr 1989 im Zusammenhang mit einer Hamburger Initiative, die Deichtorhallen in einen Ort für zeitgenössische Kunst zu verwandeln. Helga Maria Klosterfeldes Part war es dabei, mit einigen Künstlerinnen und Künstlern Editionen umzusetzen, um Geld für dieses Unterfangen zu sammeln. Ein Erfolg wurde beides. Die erste Edition, die sie im Anschluss als Galeristin realisierte, war die Konstruktionszeichnung einer Skulptur, die Lawrence Weiner auf der Elbe schwimmen ließ. Lang und illuster ist die Liste der Künstlerinnen und Künstler, die darauf folgten – mit Editionen wie Ausstellungen von Unikatskunst.

2006 eröffnete die Galerie erste Räume in Berlin, mit Fokus ausschließlich auf der Edition, ergänzt von Publikationen, Künstlerbüchern oder Editionsverzeichnissen beispielsweise von Matt Mullican, Rosemarie Trockel, Christian Jankowski oder Jorinde Voigt. Auch diese wirken an dem mit, worum es der Galerie letztlich immer geht: „um das Lebendighalten des Editionsgedanken“.

Beate SchederGWB