Edizioni Francesco Conz

Galerietext zur Ausstellung. Im Auftrag von Klosterfelde Edition

„Some people are thieves, because they’re simply possessed by an instinct for theft, there are other people who have saintly instincts, and then there are people whose instincts make them collectors, which means searching out things that strike them as precious and setting them aside and locking them up and spending lots of time looking at them. It’s very much like hoarding.“

(Francesco Conz im Gespräch mit Henry Martin, veröffentlicht in Lund Art Press, vol.2, no.2, 1991)

 

 

Francesco Conz (geboren 1935 in Cittadella, gestorben 2010 in Verona) ist zweifellos der dritten Kategorie zuzurechnen. In den frühen 1970er Jahren hatte er in Venedig eine Galerie eröffnet und kurz darauf schon wieder geschlossen, weil er es kaum übers Herz brachte, liebgewonnene Kunstwerke an Käufer weiterzugeben. Conz sammelte wie ein Besessener, jedoch – wie Richard Carter Higgins es einmal formulierte – nicht Kunst, sondern Künstler*innen. In seinem Wohnort im norditalienische Asolo brachte Conz Vertreter*innen des Wiener Aktionismus, des Lettrismus, der Konkreten Poesie und vor allem der Fluxus-Bewegung, Künstler*innen wie Joe Jones, Nam June Paik, Charlotte Moorman, Daniel Spoerri, Emmett Williams, Takako Saito, Carolee Schneemann und Richard Carter Higgins zusammen. Sein Palazzo Baglioni in Asolo und später, nach seinem Umzug sein geheimes Casamuseo nahe Verona wurden zum Schauplatz von Happenings und Aktionen, zum temporären Arbeits- und Zufluchtsraum für Künstler*innen und zum Hort seiner immer umfangreicher werdenden Sammlung. Diese bestückte er nicht nur mit Kunstwerken, sondern auch – den Ideen von Fluxus folgend – mit Dokumenten, Fotografien, Briefen, persönlichen Objekten von Künstler*innen, Überbleibseln von Happenings und Aktionen – und mit Editionen. Als Verleger hatte sich Conz auf die Veröffentlichung von Multiplen spezialisiert, mit dem Ziel, Kunst erschwinglich und nahbar zu machen. Für ihn selbst hatte dies zudem den Vorteil, dass er die Arbeiten gleichzeitig hergeben und behalten konnte.

 

In der Ausstellung bei Helga Maria Klosterfelde tritt eine Auswahl von Editionen aus dem Archivio Conz – sie stammen von Richard Carter Higgins, Joe Jones, Allan Kaprow, Charlotte Moorman, Nam June Paik, Carolee Schneemann, Daniel Spoerri und Robert Watts – in Dialog mit Editionen von Künstler*innen der Galerie, mit Schriftwerken von Hanne Darboven, Siebdrucken von Matt Mullican und Collagen, Papierarbeiten sowie Drachenobjekten von Rirkrit Tiravanija.

 

Eine Sammlung ist stets weit mehr als die Summe ihrer Teile, das gilt für das Erbe Francesco Conz’ in besonderem Maße: Es ist ein Porträt in unzähligen Kapiteln, das von einem einzigartigen Sammler und Förderer der Kunst erzählt.