Smalltalk mit William Fan

Erschienen in Monopol, September 2021

Der Berliner Designer über die Fashion Week, Eskapismus und die neue Lust am Rock

William Fan, die Berliner Fashion Week, bei der auch Sie teilnehmen, findet jetzt im September und nicht mehr im Juli statt. Warum ist das eine gute Nachricht?

Es ist eine sehr gute Nachricht, weil wir so die internationale Presse zeitlich erreichen können. Die Berliner Fashion Week passt sich endlich an den internationalen Kalender an. Wir sind die Ersten, die starten, danach kommen New York, London, Mailand, Paris. Vorher hat die Berliner Fashion Week immer parallel mit der Couture stattgefunden, da war es natürlich schwierig, international überhaupt wahrgenommen zu werden. Ich glaube auch, dass der Termin kurz vor der Art Week und dem Gallery Weekend eine gute Sache ist. So wird die Stadt für fast einen Monat von den Kreativen besetzt.

Warum braucht es überhaupt noch Fashion Weeks? Über deren Sinn wurde in jüngster Zeit ja viel diskutiert.

Fashion Weeks wird man immer brauchen. Ohne persönlichen Austausch geht es nicht. Ich habe etwas sehr Wichtiges während der Pandemie gelernt: Ein Kleidungsstück oder ein Objekt ist tot, wenn es nicht im Rahmen eines Events gezeigt wird oder wenn es nicht den Besitzer wechselt. Da kann es noch so schön sein – was bringt einem das tollste Kleidungsstück, wenn es nicht stattfinden darf?

Entsprechend haben viele Leute ihre modische Erscheinung während der Lockdowns eher vernachlässigt. Was ist Ihre Vision? Was kommt nach der Jogginghose?

Ein wichtiges Stichwort ist Eskapismus. Die Leute sehnen sich nach Feiern und Reisen und all den Dingen, die man nicht machen durfte. Das ist die eine Theorie. Die andere ist, dass man genau so bleibt, wie man war. Ich würde sagen, dass ich mich relativ wenig verändert habe. Ich fühle mich in meinem Stil durch die Krise eher noch bestätigt. Allerdings merke ich schon, dass die Leute, meine Kunden, viel Lust auf eine neue Garderobe haben.

Worauf konkret?

Sie haben Lust auf Volumen, aber auch auf enge, körpernahe Teile.

Wie erklären Sie sich das?

Jetzt, wo man wieder auf die Straße und auf Events gehen kann, will man seinen Körper endlich wieder zeigen, aber auch viel Bewegung in der Kleidung haben, beim Laufen den Schwung des Stoffes spüren. Interessanterweise haben wir zuletzt sehr viele Röcke verkauft. Ein Rock ist etwas, was man zu Hause wohl am wenigsten anziehen würde.

Klar, im Zoom-Meeting sieht den ja keiner.

Eben.

Ihre Mode, die Sie auch selbst tragen, ist stark von Ihrer Biografie, der Herkunft Ihrer Familie aus Hongkong, beeinflusst. Wie haben Sie diesen Stil, Ihren Stil entwickelt?

Man probiert vieles aus. Manche Dinge bleiben, manche Dinge gehen. Ich habe mich in den Hemden meines Vaters und Bruders immer wohlgefühlt, aber auch die Accessoires meiner Schwester und meiner Mutter habe ich genossen. Es ist eine Mischung – klassisch, aber mit asiatischem Twist und einem leichten Glam-Faktor –, die mich zufriedenstellt und glücklich macht. Ich vergleiche das mit einem guten Kochrezept. Daran habe ich lange gefeilt und jetzt ist die Dosierung einfach richtig. Auch zu Hause während der Pandemie, hat mich meine Garderobe nie gelangweilt.

Beate SchederMonopol, Mode, Interview